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125 Jahre MGV Panrod

Wäre im Jahre 1863 in Panrod ein bedeutendes Gebäude errichtet worden, das einen Bestand über Jahrhunderte hätte erhoffen lassen, so wären sicherlich dem feierlich gelegten Grundstein einige bleibende Zeichen der Zeit beigefügt worden.

Auch die Gründung eines Vereins, wie des Männergesangsvereins „Einstracht 1863“ Panrod, ist ein besonderes Ereignis, dessen Größe und Bedeutung allerdings erst aus unserer Zeit begriffen werden kann. Die 27 Männer und der Lehrer Wilhelm Müller konnten nicht ahnen, dass man ihnen nach 125 Jahren dankbar und ehrend gedenken würde.

Ein verein führt kein abgeschlossenes Eigenleben. Er steht mitten in allem Geschehen und lebt mit. Aus diesem Grunde erscheint es reizvoll, die Geschichte des Vereins einige Zeit in Anlehnung an die jeweiligen Umweltverhältnisse zu verfolgen.

Nun, es liegt nahe, der „Urkundenrolle“ einige Geldstücke der Zeit beizufügen. Aber bitte nicht mehr, als unbedingt nötig, denn bares Geld ist knapp. Man belässt es mit je einer Münze zu: 1 Nassauischer Kronenthaler, 1 Gulden, ½ Gulden, 6 Kreuzer, 1 Pfennig und 1 Heller. Und das waren noch nicht alle , die im Umlauf waren. So mancher konnte beim Umrechnen in Schwierigkeiten geraten und musste aufpassen, nicht über´s Ohr gehauen zu werden.

Eine Zeitung, in der aus Wiesbaden berichtet wird, dass die Liberalen bei den Wahlen für die Zweite Kammer den Sieg errungen haben und sogleich die Wiederherstellung der Verfassung von 1849 fordern, darf auch nicht fehlen.

Die offizielle Gründung des Männergesangvereins „Eintracht 1863“ bedeutet nicht, dass erst damit in Panrod der Chorgesang eingeführt und die Freude am Singen erfunden wurde. In der Kirche und Schule war dem Singen ein hervorragender Platz eingeräumt. Aber, man wollte mehr. Nicht nur bei seltenen besonderen Gelegenheiten auftreten, wie z.B. bei der Einweihung des neuen Friedhofes 1838, als der Männerchor mit dem Lied „ Wie so sanft ruhen, alle die Seligen“ so beeindruckte. Dass er es verdiente in der Kirchenchronik erwähnt zu werden.

Man wollte regelmäßig und öfter in selbst gewählter Gemeinschaft gesellig beisammen sein, es zu einer guten Gesangsleistung bringen und diese Leitung auch mit anderen Chören messen. Vielleicht war es manchem Sangesbruder auch ein mehr oder weniger ausgeprägtes Bedürfnis sich mit dem „deutschen“ Lied „Luft“ zu verschaffen. Es wollte ja auch gar nichts vorangehen. In den 39 Statten bzw. Kleinstaaten herrschten Könige, Fürsten und wie sie sich alle nannten. Niemand sprach noch davon, dass im Jahr vorher in Preußen ein gewisser Bismarck zum Ministerpräsidenten ernannt worden war. Es war bekannt, dass auch dieser alles tat, um seinem König möglichst viel Macht zu erhalten. Bei uns in Wiesbaden hatte Herzog Adolf von Nassau sein Ohr mehr den Hofberatern als den Volksvertretern im Landtag zugeneigt. Es wäre vermessen gewesen, vorherzusagen, dass bereits 3 Jahre nach der Gründung des Männergesangvereins „Eintracht“ unser Herzog auf´s falsche Pferd, sprich Österreich setzte und verlor. Der Arme. Man könnte ihn bedauern, wäre nicht überliefert, dass er in einem Abfindungsvertrag mit Preußen eine Entschädigung von 15 Millionen Gulden (1867!) nebst einigen Schlössern bekam.

Das erste Jahrzehnt der Vereinsgeschichte wurde von dem Gründungsdirigenten Lehrer Wilhelm Müller und dessen Sohn Lehrer Moritz Müller geprägt. Letzterer scheute nicht die Mühe, von 1871 bis 1882 von Wallrabenstein wöchentlich einmal zur Singstunde nach Panrod zu kommen (ohne Auto). Alle Beteiligten, Dirigenten wie Sänger müssen mit großem Eifer und Fleiß bei der Sache gewesen sein. Ein aus dieser Zeit stammendes handgeschriebenes Liederbuch weist bis 1909 ein Repertoire von insgesamt 78 Chorwerken aus. Auch wegen der uns heute fremden Notenschreibweise soll der nachstehende Abdruck für sich sprechen.

Noch innerhalb dieses ersten Jahrzehnts der Vereinsgeschichte hatte Bismarck den „Norddeutschen Bund“ fest installiert. Man wunderte sich, dass plötzlich allgemeine und direkte Wahlen möglich waren. Da hatte sich doch etwas geändert in Deutschland. Das passte anderen nicht, die früher leichter mitmischen konnten. Napoleon III (und der letzte) riskierte die Zerreißprobe des Bundes. Oder kam es auch Bismarck gelegen? Am 18. Januar 1871 war alles klar: Auf französischem Boden wurde König Wilhelm von Preußen deutscher Kaiser.

Es ist nicht überliefert, ob der Männergesangsverein „Eintracht 1863“ Panrod anlässlich dieser epochialen Ereignisse in Aktion getreten ist. Glaubhaft erscheint vielmehr, dass sich die Begeisterung der „ Muß-Preußen“ in Grenzen hielt.

Das bekam auch der Herr Landrat zu spüren, als er mit seinem Doppelspänner von Langenschwalbach aus unterwegs war und kein Feuer für seine Zigarre hatte. Er ließ bei einem Pfeife rauchenden Landmann anhalten, um von diesem Feuer zu verlangen. Erstaunt über die wenig respektvolle Haltung des Mannes sprach er: „ Der Landrat ist´s, der mit ihm spricht“ Worauf das Bäuerlein antwortete: „Och, Feuer kriegste doch“.

Zum 25jährigen Vereinsjubiläum im Dreikaiserjahr 1888 zeigt sich der Verein in guter Verfassung. Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung. Die Sänger können sich künftig unter ihrer neuen Vereinsfahne präsentieren. Die Fahnenweihe ist wesentlicher Teil des Festgeschehens. Der Chor, jetzt 40 Sänger, wird von Lehrer Datz geleitet und kann in der folgenden Zeit auf schöne Erfolge stolz sein. Er macht durch Kirchenkonzerte und Weihnachtsfestspiele von sich reden.


Einige Neuerungen, die unter der schwarzweißroten Fahne eingeführt wurden, wirken sich auch auf den einzelnen Untertanen aus: Wer heiraten will. Muss jetzt erst zum Standesamt. Auch Geburts- und Todesfälle werden nun nicht mehr vom Pfarrer registriert. Es gibt neue Gesetze, die die Krankenversicherung, Unfallversicherung sowie die Invaliditäts- und Altersversicherung zur Pflicht machen. Diese Gesetze sollten, so der Kaiser, auch der besitzlosen Klasse anschaulich machen, dass der Staat nicht bloß eine notwendige. Sondern auch eine wohltätige Einrichtung sei. Die Botschaft seiner Majestät kam allerdings nicht ohne Anregung. Sie berücksichtigte auch längst nicht alles, was die „Radikalen“ verlangten. Der Reichskanzler bestimmte von oben, was unten gut zu sein hatte und verbot die gesamte sozialistische Bewegung. Hier war er offenbar nicht mit der Zeit gegangen und musste bald selber gehen.

Nachdem Lehrer Datz 1895 Panrod verlassen hatte, konnte der Verein in Karl Wahl aus Kettenbach einen würdigen Nachfolger als Chorleiter gewinnen. Leider musste er aus gesundheitlichen Gründen bereits im Jahre 1900 den Stab an Wilhelm Schön aus Hausen ü.Aar weitergeben. Ihm folgt 1906 der begeisterte Musiker und Sänger Wilhelm Poths aus Panrod. Jetzt kann der Chor nach einer zweijährigen Pause wieder mit guten Darbietungen auftreten. Im Bericht über die Paul-Gerhardt-Feier in der Kirche zu Panrod am 11. März 1907 ist vermerkt. Dass der Gesangsverein “Eintracht“ an einem Melodrama mit einem vierstimmigen Choral mitgewirkt hat. 1908 kann Lehrer Constabel dem Gesangsverein „Eintracht 1863“ noch einem gemischten Chor anschließen, dessen „Mitwirkung an den Festtagen zu einem integrierenden Bestandteil der Festgottesdienste“ wird.

Zum 50jährigen Vereinsjubiläum im Juli 1913 können 16 Gastvereine begrüßt werden. Festprotektor und Festredner ist Pfarrer Dr. Seibert. Ein Mann, der sich in Panrod (1885 – 1921) großes Ansehen erworben hat. Seine Verdienste um die Förderung aller Vereine des Dorfes sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Eine Woche bevor im Sommer 1914 die Schüsse in Sarajewo fallen und den großen Weltbrand auslösen, besucht der Verein das Sängerfest in Orlen, Unter der Stabführung von Wilhelm Schönborn aus Hausen o-Aar erklingt der Chor: „ Vor dir Gebirg´ ich scheiden muss“. Für so manchen Sänger wurde es ein Abschied ohne Wiederkehr. Die Namensliste auf dem Ehrenmal, ergänzt mit den Namen der Toten des Zweiten Weltkrieges, ruft in Erinnerung, wie viel Leid und Not die von Menschen verursachten Katastrophen auch über unser Dorf und den Verein brachten. Die Älteren unter uns haben diese schweren Zeiten noch erlebt. Sie könnten darüber noch befragt werden.

Der nun folgende zusammenhängende Lebensabschnitt des Männergesangvereins „Eintracht 1863“ Panrod, die Zeit von 1923 bis 1939, kann als Ära Becker / Elsemüller bezeichnet werden. Lehrer Eugen Becker stellte sich von Anfang an der Chorarbeit mit großer Begeisterung und Fleiß zur Verfügung. So dass, auch Dank der Bemühungen und des idealistischen Einsatzes des langjährigen Vorsitzenden Paul Elsemüller dem Verein eine erfolgreiche Periode beschieden war. Dem Auftakt mit einem gemischten Chor konnte bereits im nächsten Jahr, 1924, ein Männerchor folgen. Beide Chöre – von Lehrer Becker dirigiert – waren bis 1939 aktiv. Neben der Chorarbeit wurde damals auch besonderen Wert auf gesellige, unterhaltende und kulturelle Veranstaltungen gelegt. Mit Familienabenden, Maskenbällen und Theaterspielen konnte der Verein das örtliche Geschehen bereichern. Das Fest zum 75jährigen Vereinsjubiläum vom 01.-03. Juli 1938 mit 12 Gastvereinen würdig begangen, wurde zum Höhepunkt in diesem Zeitabschnitt.

Im März 1947 konnte Paul Elsemüller zur ersten Versammlung 40 Sangesfreunde begrüßen, die gewillt waren, dem Verein neues Leben zu verleihen. In erstaunlich kurzer Zeit gelang es dem Dirigenten Karl Veidt aus Wallbach, den Männerchor zu hervorragenden Leistungen zu bringen. Viele Sänger erinnern sich noch heute mit Begeisterung an den Wettstreit 1950 in Niederneisen. Der Chor errang unter 8 Vereinen 3 höchste Preise. Auch die Teilnahme an den Kreiswertungssingen bestätigte den Leistungsstand. Am 16. Mai 1954 wurde beim Kreiswertungssingen in Idstein die Note „Gut bis Sehr Gut“ erzielt. Mit Bedauern mussten sich die Sänger 1955 von Karl Veidt verabschieden.

Um eine Unterbrechung der Chorarbeit zu vermeiden, wurde der aktive Sänger und Musikliebhaber Hermann Zehner gebeten, „vorübergehend“ den Chor zu leiten. Noch bevor das erste Jahr dieses „Provisoriums“ vergangen war, stand fest, dass der Verein in Hermann Zehner einen talentierten Idealisten als Chorleiter gefunden hatte. Er verstand es, die Sänger zu begeistern und anzuspornen. Unter seiner Leitung wurden Singspiele und Operetten aufgeführt. Bei Wettstreiten und Wertungssingen konnte der Chor seine guten Leistungen bestätigen. So beim Prädikatwertungssingen in Villmar 1963, als die Beiträge des MGV „Eintracht 1863“ Panrod mir „Sehr Gut“ und „Fast Sehr Gut“ bewertet wurden.

Das Fest zum 100jährigen Vereinsjubiläum vom 01.-03. Juni 1963 war für den Verein ein herausragendes Ereignis, das einmal mehr die Verbundenheit aller Ortseinwohner mit dem Verein unter Beweis stellte.

In der Generalversammlung am 26. Februar 1972 teilte Paul Elsemüller seinen Entschluss mit, seines Alters wegen den Vereinsvorsitz abzugeben. Paul Elsemüller, der seit 1923 mit einer kurzen Unterbrechung von 2 Jahren fast 50 Jahre 1.Vorsitzender war, hat sich um den  Männergesangsverein „Eintracht 1863“ Panrod verdient gemacht. Sein Wirken muss an dieser Stelle mit Dank und Anerkennung gewürdigt werden.

Die kontinuierliche Vitalität des Vereins in den letzten Jahrzehnten wird schon damit belegt, dass alle gegebenen Anlässe genutzt wurden, sich öffentlich darzustellen, die Leistungen nach außen zu zeigen und den Zusammenhalt des Vereins nach innen zu festigen. Die Vereinsjubiläen zum 110-, 115- und 120jährigen Bestehen wurden jeweils in festlichem Rahmen mit viel Erfolg begangen.

Ein besonderer und sicherlich nicht allzu häufiger Anlass zu feiern, war das 25jährige Dirigentenjubiläum unseres Chorleiters Hermann Zehner am 12. und 13. Sept. 1980. In Würdigung aller Verdienste, aller Mühen und der nicht abzuschätzenden Zeitaufwendung für den Gesangsverein, war es allen Sängern ein Bedürfnis, Hermann Zehner eine außergewöhnliche Ehre zu erweisen. An beiden Festabenden trugen insgesamt 9 auswärtige Chöre bzw. Musikgruppen zu einer eindrucksvollen Veranstaltung bei. Hermann Zehner wird nicht nur in den Reihen der Vereinskameraden unvergessen bleiben. Er hat, für alle Bürger sichtbar, dem Kulturleben in Panrod wesentliche Impulse gegeben. Jahrzehntelang war er Organist in den Kirchen in Panrod und Hennethal und widmete sich ebenso gewissenhaft dem Chor des Frauenkreises. Der insbesondere bei Beerdigungen sang. Noch bevor wir 1984 von Hermann Zehner Abschied nehmen mussten, konnte ihm wohlverdient der Ehrenbrief des Landes Hessen überreicht werden.

Seinen Gästen zum 125jährigen Jubelfest präsentiert sich der Verein in einer dynamischen Phase, die sich beispielhaft am Vereinsgeschehen des letzten Jahres zeigen lässt. Der Chor – erfreulicherweise durch zahlreiche junge Stimmen gestärkt – zählt jetzt 44 aktive Sänger; er hat unter der Leitung von Helmut Fuhr aus Taunusstein-Bleidenstadt an 9 Liederabenden und Chorkonzerten befreundeter Vereine teilgenommen. Zu besonderen Anlässen, wie Geburtstage, Hochzeiten, silberne und goldene Hochzeiten, Festgottesdienste, dem Volkstrauertag und der Weihnachtsfeier der Senioren, ist der Chef insgesamt 16 mal aufgetreten. Außerdem fanden ein Frühlingskonzert mit Gastchören, ein musikalischer Frühschoppen, ein Vereinsausflug, das traditionelle Erbsensuppe-Essen und die Weihnachtsfeier statt.

Unter dem Eindruck dieses aktiven Vereinslebens dürfen wir mit Zuversicht hoffen, dass auch noch zu vielen weiteren Jubiläumsfesten den Gästen ein „Grüß Gott mit hellem Klang“ entgegenschallt.

Walter Müller aus der Festschrift von 1988

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